Leben im Honigglas




Zugegeben, es klingt paradiesisch-süß... Ich hätte vielleicht eher Leim wählen sollen, doch hab ich nie Leim im Glas gekauft.

Ich lebe schon lange in diesem Honigglas. Solange, dass ich gar nicht mehr weiß, wann genau ich dort unbemerkt eingezogen bin. Anfangs war der Honig vermutlich auch dünnflüssiger und süßer, so dass es mir nicht gleich auffiel. Nun ist er über die Jahre zäher geworden. Viel zäher. Und bitterer Geschmack kam dazu.
Somit dauert jede Bewegung, die ich ausführen möchte, ein Vielfaches von der sonst dazu benötigten Zeit. Oder ich versuche die Bewegung trotzdem genauso schnell auszuführen und benötige dann aber ein Vielfaches an Energie und Kraft dazu.
Der Honig ist einfach überall. Auch im Kopf. Dort gehen Fakten in dieser trüben, zähen Masse einfach verloren. Ich kann suchen, wie ich will und finde da selten Verschollenes wieder. Die Gedanken, die noch da sind, lassen sich im Honigkopf natürlich auch langsamer bewegen.
Das Leben im Honigglas ist zermürbend und ermüdend. Der bittersüße Geschmack trägt da nichts Angenehmes bei. Irgendwann habe ich dann mal genug davon. Immer nur süß! Oder eben bittersüß. Das ist wie beim Plätzchenbacken, wenn man genussvoll ins Glas mit den sauren Gurken greifen möchte!

Definitionen, Symptome und Auswirkungen zum Thema Depression findet ihr zuhauf im Internet. Das hier ist meine Darstellung dazu aus Sicht des Betroffenen.

PS: An manchen Tagen ist der Honig fest und rabenschwarz. Dann fühle ich mich wie in Beton gegossen oder eben wie lebendig begraben...

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